Wie Deutschland bis 2040 ­seinen Beitrag zum wirksamen Klimaschutz leisten könnte

Mal was ganz Praktisches:

Ölheizungen abschaffen

Berliner Wissenschaftler entwerfen ehrgeiziges Szenario

http://www.jungewelt.de/2016/06-23/037.php

Auszüge:

Der Bundestag berät am morgigen Freitag in erster Lesung über eine erneute, diesmal sehr grundlegende Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Auf diesem Wege würde nach der Solar- und Bioenergie auch die Windkraft ausgebremst und der Umbau der Stromversorgung erheblich verlangsamt. Nun hat die Industriegewerkschaft Metall Betriebsräte der betroffenen Branchen befragt, was sie von der geplanten Novelle halten. Das Ergebnis war nach Angaben der Gewerkschaft eindeutig: 80 Prozent der Beschäftigtenvertreter erwarten negative Auswirkungen auf die Branche und 60 Prozent auf den eigenen Betrieb. 150.000 Menschen finden nach IG-Metall-Angaben rund um die Windkraft inzwischen ihr Auskommen.

Die Gewerkschaft ist besorgt, dass dieser Jobmotor stottern könnte: »Das neue EEG drosselt nicht nur den Ausbau der Windenergie, sondern auch den Aufbau von Beschäftigung und Wertschöpfung«, kritisiert Meinhard Geiken, der den Bezirk Küste der IG Metall leitet. Die Novelle verschärfe auch den Druck auf die Beschäftigten: »Die Unternehmen werden versuchen, die Kosten zu Lasten der Beschäftigten in Konstruktion, Produktion und Montage weiter zu senken«, so Geiken.

Auch der Bundesverband Windenergie hält das neue EEG naturgemäß für eine besonders schlechte Idee und forderte zu Beginn der Woche statt einer Verlangsamung des Ausbaus den Einsatz von Windstrom im Verkehr und im Wärmesektor. Wie das aussehen könnte, skizziert eine Studie der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), die zeitgleich herauskam und im Auftrag der Greenpeace Energy erstellt worden war. Letztere steht der Umweltorganisation gleichen Namens nahe, ist aber eine eigenständige Genossenschaft, die mit Ökostrom und -gas handelt.

Darin entwickeln die Autoren um Volker Quaschning und seine Forschungsgruppe Solarspeichersysteme ein ausgesprochen ehrgeiziges Szenario, das unter anderem die weitgehende Elektrifizierung des Verkehrs bis 2040 und den Umbau der Wärmeversorgung vorsieht. Aus der Verbrennung von Kohle müsse und könne bis 2030 ausgestiegen werden. Ab 2025 sollten keine Kraftwagen mit Verbrennungsmotoren mehr hergestellt werden. Lkw müssten künftig mit Oberleitungen fahren. Nur so sei Deutschland in der Lage, seinen Beitrag zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu leisten.

Vorausgesetzt, der Energieeinsatz könnte zugleich erheblich effizienter gestaltet werden, dürfte sich bis 2040 der Strombedarf auf 1.300 Milliarden Kilowattstunden etwas mehr als verdoppeln. Zum Vergleich: 2015 wurden in Deutschland rund 600 Milliarden Kilowattstunden verbraucht (brutto, das heißt, einschließlich des Eigenbedarfs der Kraftwerke) und netto weitere 50 Milliarden exportiert. Sollte für den Wärmesektor auch die Solarthermie, das heißt, die direkte Nutzung der Sonne, erheblich stärker als bisher ausgebaut werden, könnte der Strombedarf gesenkt werden. Wirtschaftlich ist die Solarthermie vor allem in Verbindung mit Nahwärmenetzen sinnvoll, die eine kleinere Anzahl von Mehrfamilienhäusern gemeinsam versorgen.

 

Weiter in der Studie: Würde der in jedem Falle höhere Strombedarf mit erneuerbaren Energieträgern abgedeckt werden, müsste das Ausbautempo deutlich anziehen. Statt zuletzt nur etwas über 1.000 Megawatt (MW) müssten jährlich Solaranlagen mit einer Leistung von 15.000 MW hinzukommen. Technisch wäre das durchaus möglich, denn schon in den Boomjahren 2010 bis 2012 waren jährlich jeweils über 7.000 MW installiert worden. Rund die Hälfte davon könnte auf Dachflächen entstehen, der Rest müsste im Freiland, zum Beispiel auf nicht anderweitig nutzbaren Industriebrachen errichtet werden.

Auch bei Windenergieanlagen müsste deutlich mehr getan werden. Die große Koalition plant, den Ausbau an Land mit der EEG-Novelle auf 2.800 MW jährlich einschließlich des Ersatzes von Altanlagen zu beschränken. Nötig wären nach dem vorgestellten Szenario hingegen jährlich 6.300 MW an Land und 3.000 MW auf See. An Land kann künftig von einer durchschnittlichen Anlagengröße von vier MW ausgegangen werden, womit jährlich 1.325 Anlagen hinzu kämen. Dafür würden aber die rund 28.000 kleineren, auf eine Betriebszeit von 20 Jahren ausgelegten Altanlagen ab 2020 schrittweise abgebaut werden.

Bei Raumwärme ließen sich durch konsequente Altbausanierung 80 Prozent des Wärmeverbrauchs einsparen, doch die Studie geht davon aus, dass das bis 2040 nicht umzusetzen sein wird. Statt dessen wird eine Reduktion des Bedarfs von etwas weniger als 50 Prozent angenommen, was immer noch sehr ehrgeizig ist. Am besten sei dieser Bedarf klimaneutral mit der Nutzung von Abwärme, Solarthermie und vor allem elektrisch betriebenen Wärmepumpen zu erreichen. Da Heizungsanlagen auf 20 Jahre ausgelegt sind, müsste ab 2020 der Einbau neuer Öl- und Gasheizungen verboten werden.

Die Abwärme könnte unter anderem aus der Elektrolyse kommen, mit der Strom zu Wasserstoff gemacht wird. Der kann dann mit CO2 zu Methan gemacht und ins Erdgasnetz eingespeist werden. Diese Technik wird nötig sein, um mit Gaskraftwerken dunkle, windarme Zeiten zu überbrücken. Da das Gas mit Ökostrom hergestellt wäre, würden diese Kraftwerke ebenfalls klimaneutral arbeiten.

Also, das know-How ist vorhanden.Wir könnten alle satt, bequem und warm leben…

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