Jochens SOZIALPOLITISCHE NACHRICHTEN
Liebe Friedensfreunde,
Obwohl nicht direkt betroffen, habe ich mich über einen Artikel von Thomas Blum an dieser Stelle https://www.neues-deutschland.de/artikel/1061793.spielt-nicht-beim-juden.html doch so geärgert, dass ich den folgenden noch nicht abgedruckten Leserbrief verfasst habe. Dieser wurde allerdings bis heute nicht veröffentlicht, wahrscheinlich weil ich keiner Berliner Klüngelrunde angehöre.
Besagter herr Blum schrieb ansonsten für die pseudolinke Jungle World.
Der Artikel behandelt das Thema Boykott von Sklavereiprodukten (BDS) und die Kritik an Israels Regierung und stellt diese, wen wunderts, mit Antisemitismus gleich.
Dem Hinweis eines Lesers folgend muss ich mich allerdings im 3. Punkt korrigieren, s.u..
Und hier mein gesperrter Leserbrief :
Schon die Titelzeile spielt mit dem Sprachgebrauch der Nationalsozialisten, um die im Schlusssatz gebrauchte Keule unterschwellig in Schwung zu bringen.
Herr Blum setzt hier in einer Weise eine Unwahrheit auf die andere, die redlichen Journalisten die Schamesröte ins Gesicht treiben müsste.
Ich selber gehöre NICHT einer antizionistischen oder antiisraelischen Organisation an und betrachte das Ganze ein bisschen von außen.
Aus meiner bescheidenen Kenntnis erlaube ich mir hier aber das Folgende richig zu stellen:
1. BDS ist KEINE israelfeindliche Organisation. Sie ist allerdings ein Gegner der zunehmend mehr rassistischen Regierungspolitik Israels.
2. „demokratische Rechte noch Gültigkeit haben“ – Wer die Realität eines Nicht-Juden in Israel kennen gelernt hat, weiss, dass für NICHTJUDEN immer mehr Gesetze faktisch außer Kraft gesetzt werden. Diese Menschen unterliegen einem institutionalisierten Sadismus, wie er sich sonst nur in faschistischen oder fanatisierten Staaten findet.
Es lassen sich dafür jede menge Belege finden, dass das keine Einzelfälle sind.
3. Die BDS-Aktivitäten richten sich NICHT gegen in Israel hergestellte Waren, sondern gegen die, die unter Bruch des Völkerrechts und Sklaverei-ähnlichen
Produktionsbedingungen in der palästinensischen Besatzungszone*) produziert werden.
Korrektur: Innerhalb der BDS-Bewegung gibt es tatsächlich Gruppen, die einen Komplett-Boykott Israels durchsetzen wollen, bis Israel sich den Menschenrechtsgeboten der Vereinten Nationen unterwirft.
Ich hatte mich bisher auf die Definition der deutschen BDS-Informationsseite http://bds-kampagne.de/boykott/ bezogen:
Die Internationale BDS-Kampagne für Palästina basiert auf dem Aufruf der Palästinensischen Zivilgesellschaft zu Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen gegen Israel, bis es internationalem Recht und den universellen Prinzipien der Menschenrechte nachkommt.
Boykottierbar sind die Produkte und Dienstleistungen aller Firmen und Personen, die von der Besatzung, Kolonisierung und den Apartheidstrukturen In Israel / Palästina profitieren.
Der Boykott zielt aus strategischen Gründen bisher nur auf wenige ausgesuchte Firmen und Personen, die offensichtlich gegen internationales Recht verstoßen.
4. „angepöbelt“ – Selbstverständlich haben Holocaust-Überlebende JEDES Recht auf einen respektvollen Umgang. Ich war im Juni nicht dabei und weiss nicht, auf wen hier angespielt wird.
Aber natürlich können auch Holocaust-Überlebende irren und müssen sich gefallen lassen, dass man auch ggf. in genügend hörbarer Lautstärke die gebotenen Korrekturen anbringt.
Wenn ich mir das Gebaren von z.B. der hochgelobten Frau Knobloch beschaue, die jeden juristischen Winkelzug und ökonomischen Druck über befreundete Bankiers nützt, um berechtigte Kritik zum Schweigen zu bringen, bringe ich für die Sensibilität der Kritiker israelischer Regierungen genug Verständnis auf, jedoch nicht für einen solchen Artikel ausgerechnet im Neuen Deutschland.
Dazu kann ich auf einen Brief der Schauspielerin Nirit Sommerfeld, Israelin und Tochter eines Holocaust-Überlebenden vom 18.7.2017 verweisen, der Geschäftsführerin des Bündnis für die Beendigung der israelischen Besatzung, den ich gerne zum Lesen zur Verfügung stellen kann.
Soweit also mein gesperrter Leserbrief.
*) Dem allgemeinen Sprachgebrauch müsste es allerdings heißen: israelische Besatzungszone Palästinas.
Auch in diesem Blog habe ich zum thema Antideutsche schin mal geschrieben:
In dieser Sache erreichte mich inzwischen eine Nachricht von Rolf Eckhard, aus der ich folgendes zitiere:
Dr. Muriel Asseburg ist Senior Fellow in der SWP-Forschungsgruppe Naher/Mittlerer Osten und Afrika. Sie vertritt in diesem SWP-Aktuell 61 August 2017 nur ihre persönliche Meinung.
»Shrinking spaces« in Israel
„Die Verengung demokratischer Spielräume, die Verfestigung der Besatzung und stete Menschenrechtsverletzungen erfordern einen europäischen Paradigmenwechsel“
„Israel nimmt seit jeher für sich in Anspruch, die einzige Demokratie im Nahen Osten zu sein. Allerdings dominieren in der aktuellen Regierungskoalition aus rechten, ultraorthodoxen und nationalreligiösen Parteien Kräfte, die illiberale Positionen vertreten und die jüdische Dominanz im gesamten »Eretz Israel« (also in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten) akzentuieren wollen.
Demgemäß bemüht sich die Regierung erstens, die jüdischen Elemente im Selbstverständnis Israels noch stärker zu gewichten als bislang.
Zweitens treibt sie die Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten und deren De-facto-Annexion voran.
Drittens engt sie die Spielräume für Israels Zivilgesellschaft und Opposition zunehmend ein.
Deutschland und die EU sollten gegenüber Israel auf die Durchsetzung internationalen Rechts, eine Verbesserung der Menschenrechtslage und die Bewahrung von Handlungsräumen für die Zivilgesellschaft hinwirken. Dabei sollte die Achtung menschen- und völkerrechtlich verbriefter Rechte einer Konfliktregelung nicht länger nachgeordnet werden.[…]“
https://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/aktuell/2017A61_ass.pdf
Freue mich über Kommentare hier.
Jochen
Seit Jahren wende ich mich gegen die Gleichsetzung Kritik am Zionismus=Kritik an Israel=Antisemitimus – in unmittelbarer Auseinandersetzung mit Protagonisten der sog. Antideutschen, der zionistischen Politik und mit der gedanklichen Konstruktion selbst.
Diese Gleichsetzung verneint die Erkenntnis, dass der Faschismus/die europäischen Faschismen nicht gegründet waren auf „Rassismus“ sondern auf den Kapitalismus, die hemmungslose Ausbeutung und weltumspannende Wirtschaftsinteressen. Die Ausgrenzung der „Minderwertigen“, ist in diesem System des Wirtschaftens gemeinsame „Werte“grundlage. In Nazideutschland hat diese Ausgrenzung der Minderwertigen ihren Ausdruck auch in der Judenvernichtung gefunden. Die planmäßige Vernichtung anderer Gruppen wie Sinti und Roma, die Vernichtung sog. lebensunwerten Lebens, asozialer Berufsverbrecher und der politischen Gegner war begründet in diesem wirtschaftlichen Interesse und wird sehr gerne unter den Tisch gekehrt, wäre sie doch ein deutlicher Beleg dafür, dass es den Nazis viel umfassender um Ausbeutung und Unterdrückung ging.
Die sog. Antideutschen finden in der LINKEN, in den mit ihr sympathisierenden Medien, in ihrer politischen Stiftung und sogar in der VVN-BdA relativ großen Zuspruch. Einen so großen Zuspruch, dass ich mich mittlerweile ernsthaft frage, wie lange ich als Linke Bestrebungen mittragen kann, deren Unterstützer in weiten Teilen den Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit herunterspielen und sich auf Spielwiesen tummeln, die die o. g. allgemeine Ausbeutung im Interesse des Finanzkapitals völlig aus den Augen verlieren. Ein Bezug auf den Interessengegensatz ist bestenfalls vereinzelt noch im Parteiprogramm zu finden, in politischen Stellungnahmen, zur Begründung von Forderungen wird er aber nur noch sehr selten als Argument herangezogen.
In Zusammenhang mit dem anstehenden Antikriegstag betone ich diese Aussage aus dem „Schwur von Buchenwald“: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“ Die wesentlichste Grundlage faschistischer Herrschaft war und ist der Kapitalismus. Der Kampf gegen Rassismus und Militarismus wird eine neue Welt des Friedens und der Freiheit nicht herbeiführen, wenn er den grundlegenden Interessengegensatz vernebelt. Der Einsatz gegen die Durchsetzung der Kapitalinteressen – auf allen Ebenen, an allen Orten – ist und bleibt der entscheidende Punkt.
Erst seit Kurzem habe ich Ihre Beiträge geschaltet, weil ich Ihre Sicht der Dinge
auf meiner Wellenlänge vermute.
Jedoch ärgere ich mich jedesmal über den schwarzen Hintergrund, der die Lesbarkeit draussen auf dem Smartphone förmlich verhindert, dass ich mir, falls
Sie es nicht ändern, es mir nicht mehr länger antun werde, und den Newsletter abbestelle.
Schade zwar, aber Sie verhindern sich ja förmlich selbst mit diesem Website- Layout. Oder ist das nur bei mir so? Möglich ist ja heutzutage alles!
In der Hoffnung, dass ich bald Ihre Beiträge richtig lesen kann und die Schwärzung mir nicht mehr das Lesevergnügen mindert, verbleibe ich mit besten Grüß en
M. Bier
Liebe Frau Bier, ich freue mich über Ihr Interesse. Dass auf Smartphones die Lesbarkeit so schlecht ist, war mir bis jetzt nicht geläufig.
Der dunkle Hintergrund folgt einer gewissen Tradition aus meiner eigenen jahrzehntelangen EDV-Zeit. Helle Schrift auf dunklem Hintergrund wird als weniger blendend und flimmernd empfunden als umgekehrt, insbesondere von älteren Leuten mit beginnender Linsentrübung. Auf Notebooks spart sie zudem Energie und verlängert die Akkulaufzeit.
Ich benütze die Umsonst-version von WordPress und bin daher mit meinen LayOut-Möglichkeiten recht eingeschränkt. Aber vielleicht – hallo, Experten ? – gibt es eine Möglichkeit, die Darstllung speziell auf Smartphones anders auszulegen. Weiss da jemand Rat ?
Eine andere Möglichkeit – ich würde Sie auf meinen email-Verteiler setzen, dann bekommen Sie die meisten Artikel schon vorab und können Ihr LayOut selbst bestimmen. Versuchen SIe es einmal.
Mit solidarischen Größen
Jochen