Grundsätzliche Überlegungen wider die Gottessucherei

Jochens SOZIALPOLITISCHE NACHRICHTEN

Ein provokativer Text, der die eigenen inneren Widerspüche auf den Prüfstand stellt:
https://www.jungewelt.de/artikel/336909.ohne-sonne-kein-licht.html
Auszüge:

 

Als Jesus mit Robin Hood angeln ging: Grundsätzliche Überlegungen wider die Gottessucherei

tatsinatel

Von Hagen Bonn

Es gibt keinen Gott außer Gott! Schahada heißt diese ursprünglich von Mohammed ausgegebene Losung, die aber von allen Religionen, die nur einen Gott kennen wollen, grundlegend anerkannt wird.
Freilich wissen wir darum noch nicht, welcher nun der richtige von den Eingöttern ist.
Dass sie alle irgendwie der gleiche Gott sein könnten, wird von fachkundiger Seite eher bestritten, in der Ökumene jedoch drückt man dann und wann auch mal ein Auge zu und nickt vorsichtig.

Aber es gibt auch Schwierigkeiten, wenn man sich nur mit einer dieser Religionen beschäftigt. Die Ein-Götter-Religionen zerfallen in mindestens ebenso viele Theologien, wie es Götter und Geister bei den polytheistischen Religionen gibt. Überhaupt zeichnen sich alle »richtigen« Religionen dadurch aus, dass sie sich auf einen Glauben bzw. auf einen (nicht beweisbaren) Mythos beziehen.
Aus diesen Vorstellungen heraus werden Dogmen geformt, d. h. der Glaube wird mit Symbolen fassbar gemacht und konserviert (Lieder, Gebete, Amulette, Speisen) und lebt angeblich in diesen Symbolen fort.
Und dann kommt das Personal, das den Glauben verwaltet und organisiert. Es lebt davon und bildet eigene ökonomische Interessen (und sexuelle, mein Kommentar) heraus, die unabhängig von der Lehre existieren können.

Wir wissen nichts

Kein Atheist sollte es sich mit den jeweiligen Theologien allzu schwer machen. Denn im Verlauf jeder theologischen bzw. ideologischen Gottesreflexion, egal bei welcher Konfession, entstanden früher oder später Aussagen, die dem Grundsatz folgten: Wir wissen überhaupt nichts von unserem Gott.
Warum dann aber Fakultäten oder Rechtsschulen, warum Professuren oder Steinigungen? Ja, warum?
Die Antwort steckt in der Frage selbst. Keiner weiß etwas Genaues zu sagen über den Himmel und sein fliegendes Personal.

Demnach schickt es sich für Atheisten, weniger die Religionen zu erklären, zu analysieren oder zu widerlegen, als bei dem zu bleiben, was wir wissen.
Man kann keine theologische Chemie betreiben! Auch eine theologische Musik ist sinnlos. Man muss Noten, Harmoniegesetze und Rhythmik miteinander in Beziehung setzen und mit einer in der Regel singbaren Melodie versehen.
Die kann dann gern in der Kirche aufgeführt werden – oder im Kindergarten oder in Wacken.

Früher nahm man an, der Glaube an Wesenheiten, die irgendwie über uns stehen, an Geister, die alles lenken und leiten, entspränge dem Bedürfnis der Menschen, Erklärungen für unbekannte Phänomene in Natur und Gesellschaft zu finden. Krieg, Tod, Krankheiten, Blitze, Jahreszeiten – all das wurde durch das Wirken von übernatürlichen Wesenheiten erklärt.
Diese Ansicht ist aber nur halb richtig. Vielmehr erkannten die Menschen recht schnell, dass es auf Erden mit rechten Dingen zugeht: ohne Sonne kein Licht. Wasser fließt ins Meer. Wolken bringen Regen. Fellschurze schützen vor Kälte. Ein Feuerstein produziert Funken. Der Beischlaf produziert Kinder.

Scheinbare Willkür, Zäsuren, Schicksalsschläge und Elend sind zwar immer Begleiter des Lebens der Menschen, spielen aber nicht die Hauptrolle in ihrer Existenz.
Demnach ist die Religion, welche auch immer, ein unmittelbarer Reflex auf die Erklärbarkeit der Welt. Und nicht vordergründig auf die Unerklärlichkeit derselben, wie viele bis heute annehmen.

Lehren ohne Gott

Als die Menschen begannen, Werkzeuge zu fertigen, als sie begannen, die Umwelt umzuformen, als sie im Wortsinne Schöpfer wurden – da erfanden sie den ideellen Gesamtschöpfer: Gott.
Die materiellen Bedingungen gerannen zu einer Gesamtidee.
Und damit wissen wir auch, wann die »Vorstellung« von Gott aufhören wird: Wenn die Menschen alle (!) ihre Verhältnisse als selbstgeschöpft begreifen und planend veranlassen, wenn sie die Drehung der Welt, d. h. die Bewegung der Kugel selbst sind, wenn kein Bereich mehr »unbewusst« von angeblich fremden oder blinden Mächten »gebildet« wird.

Demnach war die Entstehung der Arbeiterbewegung auch die Entstehung von Lehren ohne Gott; von Lehren, die den Gott aus dem Paradies vertrieben.
Und es war ja genau der Gott, der uns einst selbst vertrieben hat, der meinte: »Ihr könnt hier unmöglich bleiben, hier seid ihr nur Tiere, dumpf und träge. Entwicklung ist nur dann möglich, wenn ich euch fortschicke, wenn ihr arbeitet, leidet und irgendwann so seid, wie ich es bin. Wahrlich: Ihr werdet sein wie Gott!«

Etliche Wissenschaftler erkannten früh, dass vorzeitliche Figuren wie Könige, Helden, Krieger, Aufrührer oder Entdecker sich prächtig eigneten, dem Bedürfnis bestimmter Schichten nach mythischen Tatenberichten nachzukommen.
Diese Geschichten wurden fleißig gesammelt, aufgezeichnet und über die Jahrhunderte immer mehr erweitert und bearbeitet. Besonders die Aufzeichnungen über Buddha, Jesus, Mohammed oder Laozi (Laotse) zeigen typische Merkmale einer gesammelten Heilandgeschichte.

Post für Sherlock Holmes

Doch auch die Neuzeit ist voll von Transformationen realer oder mythischer Ideen ins Göttliche oder Halbgöttliche. Hier stehen aber die Bedürfnisse echter Menschen im Vordergrund.
Gerechtigkeit, Rache, Wiedergutmachung, Freiheit, die Sehnsucht nach Frieden, all das lässt sich verkörpern, und das im Sinne des Wortes: Spartacus, Caesar, König Artus, Robin Hood, Billy the Kid oder Sherlock Holmes.
Bis auf beim Letztgenannten können wir nicht sagen, welche der überkommenen Geschichten reale Bezüge hat oder in Teilen bzw. ganz erfunden ist.
Selbst Sherlock Holmes wird bis zum heutigen Tag von Menschen per Brief kontaktiert; es handelt sich dabei meist um Hilfegesuche, und nicht wenige Menschen sind überzeugt, es handle sich bei der eindeutig literarischen Figur um eine historische Persönlichkeit.

Andersherum: Es spricht nichts gegen die Vorstellung, dass es einen Sherlock Holmes gegeben haben könnte. Seine Art, Kriminalfälle zu lösen, sein soziales Milieu, die politische Organisation im London des späten 19. Jahrhunderts – dies alles ist plausibel, erkennbar und durch und durch realistisch.
Die Menschen wissen also, dass es Gerechtigkeit geben kann, weil dieser Begriff nur das Surrogat eigener Erfahrungen oder lebensbezüglicher Verallgemeinerungen ist, sie wissen, dass Unrecht personell wie sachbedingt verursacht wird und dass man egal welche Umstände verändern kann, wenn die Bedingungen günstig sind.

Ansonsten müssen eben die rein gedankliche Befriedigung des Bedürfnisses oder sein Aufschub, also die End­erwartung, herhalten.
Demnach organisiert und archiviert die Religion wie auch die Heldenerzählung soziale Bedürfnisse.
Selbst reaktionäre Bewegungen können nicht verhindern, dass sich der Grundgedanke der überlieferten Vorstellungen irgendwann Bahn bricht und alles umwälzt; so wie wir es bei der mittelalterlich verfassten, durch und durch kriminellen und schmarotzenden katholischen Kirche gesehen haben, die durch die Luthers, Müntzers und Calvins ins Fegefeuer der Geschichte getrieben wurde.

Die berühmte Hauptrolle

Egal, ob viele Götter oder nur einer, ob Odysseus, Caesar oder Robin Hood: All diese Wesen haben weniger mit dem Himmel zu tun als mit uns selbst.
Wir sind der Mittelpunkt der Bemühung, wir spielen die Hauptrolle im Theaterdonner.
Was ist der »göttliche Plan« gegen die Überlegungen eines Neunjährigen, durch Flaschensammeln den Kauf des nächsten Comic­heftes zu organisieren?
Und auch unsere rote Fahne und unsere Arbeiterlieder … All das sind wir, all das verkörpert uns, steht stellvertretend für eine Bewegung.
Und das ist der Kern der Sache: die Bewegung und das von ihr gesetzte Ziel.

Anmerkung: Sigmund Freud hat in seiner Schrift „Die Zukunft einer Illusion“ gezeigt, dass sich das Gottesbild aus einem unbewussten, abstrahierten Vaterbild entwickelt hat. Daraus kann man schließen, dass Monotheismus und Patriarchat eng zusammen hängen. Und ohne Einsicht in unbewusste Vorgänge lässt kaum erklären, wie sich der verheerende Einfluss kollektiver Massenneurosen, wie sie Religionen nun mal darstellen, so siegreich entwickelt hat und warum nach der Abschaffung der materialistischen Lehre in Russland ausgerechnte der Obskurantismus wieder so extrem ausgebreitet hat. Die Menschen wollen glauben, wo ihnen eine hoffnungsvolle reale Perspektive fehlt!

Und welche fundamentale Blüten die genitale Zwangsverstümmelung männlicher Babys im Judentum, die vorpubertärer Knaben im Islam treibt und dass der Deutsche Bundestag dazu schweigt, ist und bleibt ein Skandal !

Siehe hier: https://josopon.wordpress.com/2015/06/13/es-gibt-noch-hoffnung-erfolgreiche-penistransplantation-nach-trauma-durch-beschneidungsritual/

Jochen

Genetisch bedingter Gegensatz zwischen Rationalität und Religiosität – Sind religiöse Menschen wirklich dümmer?

Jochens SOZIALPOLITISCHE NACHRICHTEN

Ein lesenswerter Artikel aus dem Spektrum der Wissenschaft.

tatsinatel

tatsinatel

Es muss dazu angemerkt werden, dass hier zwischen Rationalität und Intelligenz nicht klar unterschieden wird.
Irrational denkende Menschen können sehr viel Intelligenz zeigen und es den rationalen Mitmenschen um so schwerer machen.
Andererseits können auch weniger intelligente Menschen ihr Denken besser nutzen lernen, wenn sie dazu angeleitet werden, statt dass sie zu Untertanen dressiert werden durch Elternhaus, Schule und Meinungsmache.
Dass Instinkte in Stresssituationen stärker hervortreten, wurde schon von Gustave Le Bon beschrieben und seit jeher von Diktatoren zu ihrem Vorteil ausgenützt – leider spielen diese Art Instinkte auch in der Politik eine große Rolle.
Hier der Artikel auszugsweise:
http://www.spektrum.de/news/sind-religioese-menschen-wirklich-duemmer/1459303

Schon antike Statistiker meinten, dass Intelligenz und Religiosität irgendwie zusammenhängen.
Genau gesagt: Atheisten sind oft schlauer. Stimmt das? Und wenn ja – warum?
von
Jan Osterkamp
Sind Menschen mit höherem Intellekt tendenziell eher Atheisten? Mit dieser Hypothese haben sich Forscher und Denker schon von der Antike bis ins Internetzeitalter herumgeschlagen, und so stehen Edward Dutton vom Ulster Institute for Social Research und Dimitri Van der Linden von der Erasmus-Universität Rotterdam in guter Tradition: Die beiden Sozialwissenschaftler veröffentlichten jetzt in „Evolutionary Psychological Science“ ihrer neuen Versuch, Erklärungen für die negative Korrelation von Religiosität und Intelligenz zu finden, die immer wieder in historischen Aufzeichnungen auftaucht und durch allerlei Erhebungen gestützt wird.

Dutton und Van der Linden versuchen es nun mit einem Ansatz, der auf evolutionspsychologischen Modellen beruht.
Zunächst seien sämtliche Merkmale der menschlichen Biologie – also neben der Anatomie etwa auch vererbbare instinktive Verhaltensmuster – im Wesentlichen durch die Umweltherausforderungen der Evolution vorgeprägt. Dutton und Van der Linden betrachten nun auch die Religiosität als Sonderform eines Instinkts: einer Verhaltensweise, die über so lange Strecken der Evolution sinnvoll war, dass sie sich als gängiges, nicht ständig bewusst hinterfragtes und erbliches Verhaltensmuster etabliert hat.
Weil eine höhere Intelligenz Menschen aber im höherem Maß erlaubt, auch gegen instinktive Verhaltensweisen zu handeln, wenn die Situation es rational erfordert, würden Intelligenz und Religiosität negativ korrelieren.

Dafür, dass Religiosität – das heißt die generelle Bereitschaft, in bestimmten Bereichen Glaubensinhalten mehr oder weniger ohne rationale Prüfung zu folgen – tatsächlich eine „instinktive“ Grundausstattung des Menschen wurde, sprechen diverse Gründe, wie auch Religionswissenschaftler argumentieren.
So wachsen übersichtliche Gruppen von Menschen eines gemeinsamen Glaubens schneller eng zusammen, sie erkennen im anderen womöglich rascher eine Bereitschaft zu Kooperation und altruistischem Verzicht sowie zur Ein- und Unterordnung gegenüber Regeln und Normen oder dem aktuell gültigen sozialen Rahmen.
Zudem könnten Verstöße gegen Regeln in solchen Gruppen seltener sein, die sich ständig von einer höheren Instanz bewertet sehen. Tatsächlich spricht für die Einordnung von Religiosität als Instinkt zudem, dass Instinkte in Stresssituationen quasi automatisch stärker werden – was für Religiosität sowohl bei einzelnen Individuen wie auch Gruppen nachgewiesen ist. Religiöse Menschen bekommen außerdem meist mehr Kinder – und würden so den erblichen Instinkt „Religiosität“ weitergeben.

Eher das Gegenteil gilt für intelligente Menschen: Sie bekommen statistisch weniger Kinder – auch wenn andere Einflussfaktoren wie der sozioökonomische Status oder der Entwicklungsgrad der Heimatländer berücksichtigt werden. Allerdings dürfte höhere Intelligenz ebenfalls evolutive Vorteile gehabt haben, wie Forscher mit optimistischer Weltsicht anerkennen.
Insgesamt führe dies zu der etwas paradoxen Situation, fassen Dutton und Van der Linden zusammen, dass die Evolutionsprozesse sowohl höhere Intelligenz wie auch stärkere Religiosität des Menschen gefördert haben, obwohl beide gegeneinanderarbeiten.
Würde eine Eigenschaft dominieren, so häuften sich die Nachteile, konstatieren die Evolutionspsychologen an ausgewählten Beispielen: Extreme, fundamentalistische religiöse Gruppen werden nachweislich etwa immer weniger offen und durchlässig und stagnieren in dem von ihnen ausgestalteten Ethnozentrismus; Gruppen von Menschen mit einem allzu starken Fokus auf Intelligenz dagegen sterben bei aller Offenheit vielleicht einfach aus, weil sie keine Kinder mehr bekommen.
All das, schließen Dutton und Van der Linden an, „ist zugegebenermaßen natürlich spekulativ“. Immerhin erkläre ihre Sicht der Dinge aber die immer wieder bestätigte negative Korrelation von Intelligenz und Religiosität.

© Spektrum.de

So, es geht also um Ein- und Unterordnung, bis zur Genitalverstümmelung an neugeborenen Kindern, damit der Gott (und seine Hohepriester, die geweihten Könige und deren Krieger) leichtes Spiel habe…

Vergleiche auch den Hinweis auf die Religion der Tsatinaten in diesem Beitrag:

https://josopon.wordpress.com/2016/07/06/dringend-spendenaktion-gegen-genitale-frauenverstuemmelung-in-burkina-faso-und-sierra-leone/

Jochen