Verlauf von Multipler Sklerose wird durch Ernährung beeinflusst

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Bedeutsame Rolle des Darm-Mikrobioms

Die kurzkettige Fettsäure Propionsäure beeinflusst die Darm-vermittelte Immunregulation bei Menschen mit Multipler Sklerose (MS).
Das hat ein Team der Neurologischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum (RUB) im St. Josef-Hospital in einer internationalen Studie unter Leitung von Prof. Dr. Aiden Haghikia gezeigt.
Die Gabe von Propionsäure zusätzlich zu MS-Medikamenten reduzierte langfristig die Schubrate und das Risiko einer Behinderungszunahme.
Zudem weisen erste Kernspin-Untersuchungen im Verlauf darauf hin, dass die Propionsäure möglicherweise den Gehirnschwund als Zeichen eines Nervenzell-Untergangs reduziert.
Die Ergebnisse sind in der Zeitschrift „Cell“ vom 10. März 2020 veröffentlicht.

Das Darm-Mikrobiom spielt nicht nur für den gesunden Organismus eine wichtige Rolle, sondern auch im Zusammenhang mit Erkrankungen, die auf vielen Faktoren beruhen, wie die Multiple Sklerose.
Im Darm findet die Interaktion zwischen der Nahrung, den dortigen Bakterien, deren Stoffwechselprodukten und dem Immunsystem in der Darmwand statt.
„So können die Darmbakterien direkt und indirekt Einfluss auf anatomisch entfernte Strukturen wie das Gehirn nehmen“, erklärt Aiden Haghikia. „Das Darm-Mikrobiom entspricht damit einem eigenständigen endokrinen Organ, das mit der Umwelt in Verbindung steht.“

Kurzkettige Fettsäuren können Entzündungsreaktionen unterdrücken

In der aktuellen Studie konnten die Forschenden die vormals in der Zellkulturschale und im experi­mentellen Modell gezeigten Ergebnisse auf ihre MS-PatientInnen übertragen: Kurzkettige Fettsäu­ren wie die Propionsäure oder deren Salz Propionat führten zur vermehrten Entstehung und gestei­gerten Funktion von regulatorischen Zellen des Immunsystems.
„Diese Zellen beenden überschießende Entzündungsreaktionen und reduzieren im Kontext von Autoimmun-Erkrankungen wie der MS auto-immune Zellen“, so Prof. Dr. Ralf Gold, Direktor der Neurologie im St. Josef Hospital.

In ihrer Arbeit konnten das Forschungsteam nachweisen, dass die Mikrobiom-Zusammensetzung bei MS-Betroffenen verändert ist. Darüber hinaus konnten sie erstmals einen Mangel von Propionsäure im Stuhl und Serum von MS-PatientInnen zeigen, die in der frühesten Phase der Erkrankung am stärksten ausgeprägt war.
Dieser Nachweis gelang in Kooperation mit dem Max-Delbrück-Cen­trum Berlin und den Ernährungswissenschaften der Universität Halle-Wittenberg.

Beteiligung der Darm-Bakterien und der Kraftwerke der Zellen ausschlaggebend

In einer Kooperation mit WissenschaftlerInnen der Bar-Ilan University in Israel, die ein Darm-Modell zur funktionellen Analyse des Mikrobioms entwickelt hatten, zeigte sich, dass die Veränderung der Funktion der Bakterien im Darm als Folge der Propionat-Gabe die entscheidende Rolle bei der Entstehung von neuen regulatorischen Zellen spielt.
Zur gesteigerten Funktion dieser Zellen trägt deren verbesserte Energieverwertung durch eine veränderte Funktion der Mitochondrien bei, was das Forschungsteam in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Molekulare Zellbiologie an der Medizinischen Fakultät der RUB nachweisen konnte.

Der Darm als Ziel für therapeutische Ansätze in Zukunft

Die kurzkettigen Fettsäuren stellen nur einen Bruchteil der Stoffwechselprodukte von Darmbakterien dar, die durch die bakterielle Einwirkung aus der Nahrung entstehen. „Die weitere Erforschung dieses weitestgehend unbekannten Organs und die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden es erlauben, in Zukunft weitere innovative diätetische Maßnahmen zu den bekannten Therapeutika zu entwickeln“, so Aiden Haghikia.*)

Quelle: Alexander Duscha, Aiden Haghikia et al.: Propionic acid shapes multiple sclerosis disease course by immunomodulatory mechanism, in: Cell, 2020, DOI: 10.1016/j.cell.2020.02.035

*; Mein Kommentar: Mit Herstellung und dem Verkauf des Propionats lässt sich kein großer Profit machen. Die Forschung auf diesem Gebiet wird daher nicht durch hohe Drittmittelzuweisungen der Industrie an die Forschungsstätten gefördert.

Zu weiteren Zusammenhängen zwischen MS und Ernährung siehe auch hier: https://josopon.wordpress.com/2016/11/03/multiple-sklerose-wir-sind-alle-infiziert/

Gedächtnis: Kiffen dreht dem Hirn den Saft ab !

Jochens SOZIALPOLITISCHE NACHRICHTEN

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Der Effekt auf das Kurzzeitgedächtnis ist ja vielen Genießern von Cannabis bekannt, ebenso, welche negativen Einflüsse die Droge auf den sozialen Reifungsprozess von Jugendlichen hat, wenn sie schon in der Pubertät hufig konsumiert wird.
Mittlerweile weiss man näher auch, warum:
http://www.spektrum.de/news/kiffen-dreht-dem-hirn-den-saft-ab/1429369
Auszüge:

Mitochondrien spielen eine wesentliche Rolle bei der Wirkung von Cannabis:


Die Droge greift in ihre Signalwege ein und drosselt die Energieproduktion.

von Lars Fischer

Dass Cannabis das Gedächtnis schlechter macht, ist keine neue Erkenntnis – doch wie dieser spezifische Effekt zu Stande kommt, klären Fachleute erst nach und nach auf.
Eine Arbeitsgruppe um Giovanni Marsicano von der Université de Bordeaux hat nun entdeckt, dass Cannabis direkt die Mitochondrien spezieller Nervenzellen beeinflusst – in den Mitochondrien findet die Zellatmung statt, durch die die Zelle mit Energie versorgt wird.
Wie das Team um Marsicano berichtet, spielen die Cannabinoid-Rezeptoren der Mitochondrien in einer am Gedächtnis beteiligten Hirnregion eine entscheidende Rolle:
Fehlen sie, tritt der Gedächtniseffekt durch Cannabis nicht auf. Wird der Rezeptor durch den Cannabiswirkstoff aktiviert, unterdrückt er die Energieproduktion in der Zelle – die Neurone haben schlicht nicht genug Ressourcen, um ihre Funktion zu erfüllen.

Die Mitochondrien in Hirnzellen sind seit einer Weile stärker im Blick der Forschung. So stellte sich heraus, dass Fehlfunktionen dieser Energie produzierenden Organellen zum Beispiel an neurodegenerativen Erkrankungen oder Alterungsprozessen im Gehirn beteiligt sind.
Welche Rolle allerdings unterschiedlich stark aktivierte Mitochondrien bei ganz alltäglichen Variationen von Gedächtnis und anderen Hirnfunktionen spielt, ist noch völlig unklar.

Die Forschung von Marsicano und seiner Gruppe zeigt jedoch, dass solche energetischen Einflüsse und ihre Regulation über das so genannte Endocannabinoidsystem an kognitiven Funktionen wesentlich beteiligt sind.

Mit Hilfe dieser Erkenntnisse will die Arbeitsgruppe einerseits weitere Einsichten in die genaue Bedeutung der Mitochondrien und des Endocannabinoidsystems im Gehirn gewinnen, andererseits ist der untersuchte Gedächtnisverlust eine unerwünschte Nebenwirkung vieler Cannabispräparate: Sie auszuschalten, würde einen deutlichen Fortschritt für medizinisches Marihuana bedeuten.

In der nebenstehenden Grafik werden die Verbindungen zu Enterohormonsystemen deutlich, die an Fettgewebe, Leber, Dünndarm und Bauchspeicheldrüse angreifen.

© Spektrum.de

Jochen