Ob Tagesspiegel oder Welt: Wie sich die Nachkriegspresse am NS-Personal bediente

Jochens SOZIALPOLITISCHE NACHRICHTEN

Auch der SPIEGEL darf hier nicht unerwähnt bleiben.
Ansonsten lesenswert, klärt es doch über die gesellschaftliche Ideologiebildung im Westen Deutschlands auf.
Bis heute sind in den Köpfen von Ärzten, Anwälten, Richtern, Pädagogen und hochrangigen Beamten Hessens, Bayerns und Baden-Württembergs Reste der Beeinflussung durch die alten Nazis an Unis, Schulen, Gerichten und Verwaltungen sichtbar, die die USA-Besatzer nach1945 wieder in Amt und Würden ließen.
Nur so ist mir erklärlich, wie der starke Kontrast dieser Länder in den o.g. Bereichen zu NRW, Schleswig-Holstein, Niedersachsen zustande kommt.
Aber zum Thema Niedersachsen – da gibt es auch so eine gewisse Familie, über die ich schon 2014 berichtet habe:
https://josopon.wordpress.com/2014/09/28/vom-hakenkreuz-zum-stern-symbolwandel-einer-familie/
Und hier auszugsweise der Artikel in der BZ:
https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/ob-tagesspiegel-oder-welt-wie-sich-die-nachkriegspresse-am-ns-personal-bediente-li.285972

Die Nazi-Verstrickungen vieler Gründer westdeutscher Zeitungen werden auch heute noch verschämt verschwiegen.
Das ist ein kleiner Skandal. Eine Analyse.

Peter Köpf

In Trauerreden über längst verjährte Schuld und Sünden zu räsonieren, verbietet sich unter Menschen mit Anstand. Das sollte auch unter Journalisten gelten, wenn sie gestorbener Kollegen gedenken. Jürgen Wilke hat sich in seinem langen Bericht zum 50. Todestag des Mitgründers der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ Erich Dombrowski mehr als vorbildlich daran gehalten.
Dabei wäre interessant und relevant, was dem emeritierten Mainzer Publizistikprofessor im Zusammenhang mit Dombrowski, demJournalist in vier politischen Systemen, nicht der Rede wert war.

Es soll hier nicht darum gehen, inwieweit Dombrowski während der ersten Jahre der Nazidiktatur als Hauptschriftleiter beim „General-Anzeiger der Stadt Frankfurt“ eine „Verschweigungstaktik“ verfolgt, gar „stille Sabotage“ betrieben haben soll, wie es in der Würdigung heißt.
(Zweifellos war er kein Nazi und mit einer Jüdin verheiratet, und er wurde 1936 aus dem Reichsverband der Deutschen Presse gestrichen.)

Vielmehr geht es um das Personal, das Dombrowski 1945 und in den Folgejahren als Chef beim zunächst zweimal wöchentlich erscheinenden „Neuen Mainzer Anzeiger“ und dann bei der „Allgemeinen Zeitung“ suchte und fand, um, so Wilke, „geeignete Mitstreiter für die Redaktion“ zu akquirieren.
Es waren vertraute Köpfe, „bewährte“ Kräfte, Männer, die während des Nationalsozialismus in den streng reglementierten Zeitungen im Sinne der Machthaber gearbeitet hatten.

Anfang Februar 1945 beschlossen die Alliierten in Jalta, die künftige deutsche Presse zu entnazifizieren. Goebbels’ Propagandisten sollten in der neuen demokratischen Presse keine Chance erhalten.
Gerade in der Presse, die die Alliierten für das Entstehen und das Fortbestehen des NS-Staates mitverantwortlich machten, sollten durch eine rigorose Entnazifizierung alle Steigbügelhalter der deutschen Faschisten entfernt werden.

Unmissverständlich waren in der amerikanischen Zone die Voraussetzungen für eine Beschäftigung in Redaktionen festgelegt; im „Handbuch für die Kontrolle der deutschen Informationsdienste“ und in der Joint Chiefs of Staff Directive 1067 hieß es: Eine Zeitungslizenz dürfe nur erhalten, wer als Antinazi bekannt war, „zumindest als Nicht-Nazi. Er darf nicht des kleinsten Kompromisses mit dem Naziregime schuldig sein.“

Außerdem musste der Antragsteller „ein erstklassiger Journalist oder Publizist gewesen sein“ – selbstverständlich vor 1933.
Für die Angestellten war laut Anhang B der Lizenzpapiere vorgeschrieben: „Redaktionspersonal darf nicht nach 1935 bei Zeitungen oder Zeitschriften tätig gewesen sein, außer in Fällen, wo die Nazigegnerschaft außer Frage steht.“
Ziel dieser Restriktionen war es, nationalistische, pangermanische, militaristische, faschistische oder antidemokratische Propaganda zu verhindern. Ausgeschaltet werden sollte auch die Verbreitung von Gerüchten, die die Einheit der Alliierten zu untergraben geeignet waren, sowie Kritik an den Entscheidungen des alliierten Kontrollrats.
Vier Jahre lang unterstanden westdeutsche Presseerzeugnisse deshalb der Aufsicht von Presseoffizieren. Erst am 21. September 1949 endete endgültig die Zeit der Lizenzpflicht.

Dombrowskis Mannschaft in Mainz

Nun gab es nach dem 8. Mai 1945 in den westlichen Besatzungszonen anscheinend mehr Nazigegner als Deutsche, und das galt offenbar auch für ehemalige Hauptschrift- und Schriftleiter, Kommentatoren und Kriegsberichterstatter. Und so fanden sich, als der „Neue Mainzer Anzeiger“ 1947 Teil der „Allgemeinen Zeitung“ wurde, weitere „geeignete“ Mitstreiter im Impressum.

Der wichtigste war Erich Welter. Dem hatten die amerikanischen Presseoffiziere kurzzeitig eine Lizenz für die „Wirtschaftszeitung“ (Stuttgart) anvertraut; nach einer Denunziation war das hinfällig.
Fortan führten die Amerikaner Welter in den Checklisten für mögliches Personal als „black“ – inakzeptabel für Arbeit in der neuen demokratischen Presse. Welter schimpfte später über das „unmögliche Lizenzsystem“.

Aber weshalb lehnten die Amerikaner Welter ab? Er hatte zu den Hauptschriftleitern der „Frankfurter Zeitung“ gehört und war nach deren Verbot 1943 zum „Völkischen Beobachter“ gewechselt, angeblich „dienstverpflichtet“. Nach dem aus militärischer Sicht siegreichen Frankreichfeldzug hatte er laut Günther Gillessen („Auf verlorenem Posten. Die Frankfurter Zeitung im Dritten Reich“) die Redaktion der FZ betreten – in Wehrmachtsuniform – und stolz gefragt: „Nun, meine Herren, was sagen Sie jetzt?“
Welter war auch Mitglied einer Propagandaabteilung der Wehrmacht. Er fand trotzdem schnell Wiederverwendung in Mainz – bei Dombrowski in der französischen Zone.

Hinzu kam wie Welter im Mai 1947 Hans Bütow, der während der Diktatur als Hauptschriftleiter und Schriftleiter Kultur bei der „Frankfurter Zeitung“ gewirkt hatte.
Neben drei weiteren ehemaligen Nazischriftleitern fällt auch der Name Edmund Nacken auf, zuständig für Politik. Das war er zuvor schon beim „Westdeutschen Beobachter“ gewesen, „neben dem Völkischen Beobachter ältestes und größtes Blatt der nationalsozialistischen Bewegung“. Am 2. März 1943 unterzeichnete er einen dort erschienenen Artikel mit „Heil Hitler! Ihr Edmund Nacken“.

Am 25. Januar 1944 schrieb er, dass sich auch in den USA „der Grundsatz durchsetzen mußte, daß nur aus guter Rasse, aus einem guten Zusammenklang von Blut und Boden eine wahrhafte Kultur entstehen kann“.
Wenig später geißelte er angebliche Kinderarbeit in den USA mit den Worten: „Wie würden diese Plutokraten erst mit der Jugend eines besiegten Europas verfahren, wo sie mit der eigenen Jugend derart Schindluder treiben?“

Geeignet erschienen Dombrowski, schon vor Aufhebung der Lizenzpflicht, weitere altgediente Kollegen: Hans Baumgarten, Fritz Bouquet, Jürgen Eick, Karl Korn, Paul Sethe und Ernst Samhaber, um nur einige zu nennen.

Hans Baumgarten war Hauptschriftleiter der Zeitung „Deutscher Volkswirt“. Er stieß nach dem Ende der Diktatur als Chefredakteur zu Welters „Wirtschaftszeitung“.
Fritz Bouquet hatte vor der Zeitenwende beim „Mainzer Anzeiger“ gearbeitet, der gauamtlichen Tageszeitung der NSDAP.
Jürgen Eick war Autor von Kriegsheftchen wie „Panzerspähtrupp überfällig“ (in der Reihe „Kriegsbücherei der deutschen Jugend“).

Paul Sethe war Politikschriftleiter und Kriegsberichterstatter der „Frankfurter Zeitung“, er gehörte einer SS-Propagandakompanie an und schrieb zuletzt in der NSDAP-Parteizeitung „Völkischer Beobachter“ – ebenfalls „dienstverpflichtet“. Im April 1942 – nur ein Beispiel – war von ihm in der bis heute als Widerstandsnest gehandelten „Frankfurter Zeitung“ zu lesen:
„Der Kampf, den die Deutschen gegenwärtig zu führen haben, ist oft verglichen worden mit dem Kampf Friedrichs des Großen, und wirklich, so wie es damals nicht um Sieg oder Niederlage, sondern um Sieg oder Untergang ging, so geht es heute wieder um Sieg oder völlige Vernichtung. … Der Sieg aber wird diesmal nicht nur wie damals die Sicherung des staatlichen Daseins, sondern den endgültigen Aufstieg zu den hohen Zielen bedeuten.“
Das erinnert an die Apologetik heutiger Propagandisten.

Karl Korn war in den 1930ern Mitarbeiter beim „Berliner Tageblatt“, dann Schriftleiter bei der Literaturzeitschrift „Neue Rundschau“, bevor er als Kulturchef bei der neuen Wochenzeitung „Das Reich“ anheuerte.
Dort lobte Korn unter anderem die „historische Objektivität“ des Veit-Harlan-Films „Jud Süß“: „Die fremde Rasse drang in das Gefüge des deutschen Wirtschaftskörpers ein und gelangte zu Einfluß und Macht …“
Deshalb durfte er später gerichtlich abgesegnet als „Handlanger des Antisemitismus“ bezeichnet werden.

„Das Reich“ war der Versuch einer Vorzeige-Wochenzeitung des NS-Regimes. Goebbels verfasste stets den Leitartikel (Titelexempel: „Die Juden sind schuld!“).
Die dort veröffentlichten Texte waren meist programmatische, sie sollten politische Signale nach innen und auch nach außen setzten. Die Autoren und Schriftleiter des Blatts waren die Crème de la Crème der nationalsozialistischen Einheitspresse; nicht die grobschlächtigen Säbelschwinger, sondern Männer und Frauen, die mit dem Florett fochten. Mit ihnen schuf sich der Propagandaminister ein Blatt, das er auch im Ausland zeigen konnte und – ebenso wichtig – in dem er sich in angemessenem Rahmen zeigen konnte.
Zum 45. Geburtstag gratulierte die Redaktion „Unser(em) Leitartikler“ mit den Worten: „Hier ist kein Platz für eine Huldigung. Dazu steht Dr. Goebbels unserer Arbeit zu nahe.“

Ernst Samhaber war in den 1930er-Jahren Mitarbeiter des Propagandaministeriums. In verschiedenen Zeitungen – sogar im NS-Blatt „Hakenkreuzbanner“ – schrieb er über die fehlende „rassemäßige Geschlossenheit“ Amerikas und die „geistige Überlegenheit des deutschen Menschen“, was die Ursache dafür sei, dass die Führung Europas „dem deutschen Volke zugefallen“ sei.

Auch Samhaber schrieb bis in die letzten Tage für „Das Reich“. In einem seiner Durchhalteartikel hieß es im März 1945 mit Bezug auf den längst revidierten Morgenthau-Plan, nach dem Deutschland in einen Kartoffelacker verwandelt werden sollte: „Und diese Welt des Hasses gilt es zu überwinden mit den Waffen und der ganzen Kraft des deutschen Volkes.“

Samhaber gehörte nach 1946 zu den Gründern von „Die Welt“ undDie Zeit“ (als Chefredakteur), deren Erscheinungsbild sehr dem von „Das Reich“ glich wie Geschwister.
Als Samhabers Vergangenheit bekannt wurde, verstießen ihn die Briten. Er machte in der französischen Zone weiter, bei Dombrowski.
Über ihn war im Januar 1996 im „ZEIT Magazin“ zu lesen, Samhaber sei, weil er mehrfach die Politik der Besatzungsmächte scharf angegriffen habe, Anfang August 1946 „zum Nazi erklärt und mit Berufsverbot belegt“ worden.

Keine „Stunde null“ in den Redaktionen

Lügen, Lücken, Listigkeiten zeichnen die Biografien vieler ehemaliger Nazijournalisten aus. Von 1933 bis 1945 wollte hinterher keiner geschrieben haben, oder bestenfalls als Teil des sogenannten publizistischen Widerstands.

Die Vergangenheit vieler Gründer der westdeutschen Nachkriegspresse haben die deutschen, genauer: die westdeutschen Medienmacher lange verschwiegen.
Die Journalisten der Bonner Zeiten, ansonsten (zu Recht) nicht gerade zimperlich bei der Aufdeckung der Nazivergangenheit von Angehörigen anderer Zünfte, verleugnen die Verstrickungen der Gründer der heutigen Presse: vom Berliner „Tagesspiegel“ (einer von mehreren: Lizenzträger Edwin Redslob war – das wussten die Amerikaner – „freelance writer“ bei Verlagen wie Reclam und Insel bis 1945, aber es finden sich auch Texte in Zeitungen, darunter im NS-Besatzungsblatt „Donauzeitung“ und in „Das Reich“, wo er Goethe zum Ahnherrn der von den Nationalsozialisten geförderten „Wissenschaft für das Volkstum“ machte) bis zur „Rheinischen Post“, vom „Hamburger Abendblatt“ bis zur „Badischen Zeitung“ in Freiburg.

Sogar in den Vorzeigezeitungen der Besatzungsmächte, „Neue Zeitung“ in München und „Die Welt“ in Hamburg, tummelten sich Goebbels-Propagandisten.
Unter den Augen der Besatzungsmächte traten Goebbels’ ehemalige Schriftleiter nun an, die Westdeutschen das Einmaleins der Demokratie zu lehren, die sie wenig zuvor noch wortstark verabscheut hatten.

Vor 27 Jahren veröffentlichte ich die Ergebnisse einer umfassenden Recherche über „Goebbels-Propagandisten in der westdeutschen Nachkriegspresse“ („Schreiben nach jeder Richtung“, Verlag Ch. Links).
Der Deutsche Journalistenverband (DJV) feierte etwa gleichzeitig die „Stunde null“ und den 50. Geburtstag der neuen, westdeutschen, demokratischen Presse.
Im DJV-Fachblatt „Der Journalist“ war zu lesen: „Ex-Nazis hatten keine Chance.“

Hatten sie doch. Aber hören wollte das noch immer niemand. Und so offenbar bis heute.

Meine Ergebnisse damals: In den ersten vier Jahren bis September 1949 entstanden unter Aufsicht der Alliierten in den drei Westzonen und West-Berlin 149 Lizenzzeitungen.
Nur in 25 dieser Redaktionen waren keine im Sinne der Direktive belasteten Mitarbeiter zu finden; elf davon wurden der KPD zugerechnet und bald zwangsweise eingestellt.
Mindestens 500 „Ehemalige“ fanden in den neuen Redaktionen Beschäftigung.
Wenn Sie es nicht schon wussten oder ahnten: Am 1. November 1949, nach Ende der sogenannten Lizenzpflicht, also der Aufsicht der alliierten Presseoffiziere, durfte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ erscheinen, gedruckt zunächst in Mainz. Gemeinsam mit Erich Dombrowski wurden Hans Baumgarten, Karl Korn, Paul Sethe und Erich Welter Gründungsherausgeber der FAZ.
Auch Jürgen Eick wurde diese Ehre später zuteil. Jürgen Wilke stellt dazu fest: „Sie hatten alle schon in der Weimarer Republik als Journalisten gearbeitet.“

Peter Köpf ist Politikwissenschaftler und Autor mehrerer Biografien („Sto!ber“, „Die Burdas“, Die Mommsens“, alle im Europa Verlag) und politischer Sachbücher (darunter: „Schreiben nach jeder Richtung. Goebbels-Propagandisten in der westdeutschen Nachkriegspresse“, bei Ch. Links).
Zusammen mit Franziska Schreiber hat er 2018 den Spiegel-Bestseller „Inside AfD. Der Bericht einer Aussteigerin“ (Europa Verlag) veröffentlicht.

Bis 2020 war er Chefredakteur der von Theo Sommer herausgegebenen englischsprachigen Zeitungen der Times-Media-Gruppe (u. a. The Atlantic Times, The German Times). www.denk-bar.de

Über Kommentare auf meinem Blog hier würde ich mich freuen.
Jochen

Déjà vu – Mit aalglatten Lügen in neue Kriege? Wann wird der Westen den Donbass in Flammen setzen?

Jochens SOZIALPOLITISCHE NACHRICHTEN

Deja_vueHier ein aktueller Kommentar des ehemaligen Meisterspions Rainer Rupp:

rainer rupp

rainer rupp

https://apolut.net/deja-vu-mit-aalglatten-luegen-in-neue-kriege-von-rainer-rupp/

Veröffentlicht am: 11. Februar 2022 |
Auszüge:

Die anti-russische Hetze, die aus den Mainstream-Medien der USA zu uns in Europa herüberschwappt, wird hier von transatlantischen, auf Beißreflex eingestellten Blättern lautstark nach­gegeifert. Als könnte man den Krieg nicht schnell genug herbeischreiben.
Gods_Own_CountryDas erinnert an eine Episode, wie vor 124 Jahren illustrierte Zeitungen in den USA mit ihren manipulativen Texten und Bilden den Weg für den ersten imperialistischen Krieg der USA freigemacht haben.

Damals hatte der mächtige US-Zeitungsbesitzer William Randolf Hearst seinen Top-Reporter und Illustrator nach Kuba geschickt, um von dort über den lokalen Aufstand gegen die feudalen, spanischen Kolonialherren zu berichten.
Der Hintergrund war, dass Zeitungsmagnat Hearst, der aus einer vermögenden Industriellenfamilie kam, gemeinsam mit vielen US-Geschäftsleuten bereits jahrelang auf einen Krieg hingearbeitet hatte, um die alte, europäische Kolonialmacht aus Zentralamerika und der Karibik endgültig zu vertreiben, um dort deren Nachfolge anzutreten.

Als der von Hearst entsandte Reporter verzweifelt von Kuba nach Hause telegraphierte, dass er keinen Krieg sieht, über den er berichten könnte, antworte ihm sein Boss umgehend mit dem Befehl: „Du lieferst mir die Bilder und ich liefere den Krieg“.
Und tatsächlich zeitigte diese Methode einen durchschlagenden Erfolg. Mit den gefakten Bildern und mitreißenden Texten über die angebliche Grausamkeit der Spanier und die heldenmütigen kubanischen Freiheitskämpferinnen, gelang es dem Medienmogul die US-Bevölkerung für einen Krieg gegen Spanien aufzuputschen.

Mit dem höchst-wahrscheinlich selbst-verschuldeten Untergang des US-Schlachtschiffes „Maine“ im Jahr hat sich dann im Jahr 1892 die lang erhoffte Gelegenheit geboten. Die „Maine“ lag zu der Zeit lag zu einem „Freundschaftsbesuch“ der US-Kriegsmarine im Hafen von Havanna. Dort explodierte in der Nacht vom 15. Februar die Pulverkammer des Schiffes, das in zwei Teile brach und in Minutenschnelle sank. Dabei verloren 260 US-Matrosen ihr Leben.

Eine Unachtsamkeit der Besatzung, z.B. der später bezeugte Umgang mit offenem Feuer in der Pulverkammer, wurde von den Hearst-Zeitungen, die die US-Medienlandschaft beherrschten, kategorisch ausgeschlossen. Stattdessen wurden die perfiden Spanier für den heimtückischen „Terroranschlag“ auf die „Maine“ und für den Tod der heldenhaften US-Soldaten ver­antwortlich gemacht.
Der Weg für den Krieg gegen Spanien war endlich frei. So konnte in einer ersten Etappe im Jahr 1892 mit der Vertreibung der Spanier durch die US-Armee die begehrte Zuckerinsel Kuba für den amerikanischen Kapitalismus „befreit“ werden.

Heute sind sich auch US-Historiker einig, dass ohne das Zeitungsimperium von Hearst und seine reißerischen Illustrationen und Berichte es zum damaligen Zeitpunkt nicht möglich gewesen wäre, die US-Bevölkerung für diesen ersten imperialistischen Krieg fern der US-Grenzen zu begeistern.

Die Macht der Bilder und ihre Wirkung auf Menschen, wenn es darum geht, sie auf einen Konflikt einzustimmen oder für Krieg aufzustacheln, ist heute stärker und somit auch viel gefährlicher als früher. Denn heute sind solche Bilder mit neuesten technischen Methoden so manipuliert, dass sie – wie jeder aus der Wirkung der modernen Werbung kennt – auf bestimmte Teile des Unterbewusstseins wirken.
Zu einer noch viel höheren Gefahrenstufe gehören jedoch Bilder und Berichte aus Quellen, den die menschlichen Zielgruppen großes Vertrauen entgegenbringen. In Deutschland genießen leider immer noch die öffentlich-recht­lichen Medienanstalten dieses Vertrauen, obwohl die sich inzwischen immer mehr mit Fake News in Form von Weglassung und Unterdrückung von Fakten im Sinne der herrschenden Eliten arbeiten. Damit unterscheiden sie sich immer weniger vom Einheitsbrei der privaten Medien-Konzerne, der als „Nachrichten“ der breiten Öffentlichkeit vorgesetzt wird. Das hat sicherlich damit zu tun, dass die wenigen Leute, denen die großen Medienkonzerne gehören, auch die Parteien und damit auch die Regierungen und die angeblich so unabhängigen, öffentlich-rechtlichen Medien in der Tasche haben.

Auch in der jüngst von Washington hochgespielten „Ukraine-Krise“ spielen Bilder eine Schlüsselrolle. Die Medien haben auf Satelliten-Aufnahmen „erschreckende“ Entdeckungen gemacht: nämlich eine riesige Ansammlung von russischen Panzern und anderem schweren Kriegsgerät. Und das angeblich in unmittelbarer Nähe der Grenze zur Ukraine. Begleitet waren diese Bilder von ernsten Warnungen hinzugeschalteter US- oder NATO-„Experten“, die die Gefahr einer, „unmittelbar bevorstehenden, russischen Invasion“ und eines großen Krieges beschworen.
Die Satellitenaufnahmen wurden in den Nachrichtensendungen als unumstößlicher Beweis für die Behauptung der US/NATO präsentiert, dass eine russische Invasion in die friedfertige, demokratische Ukraine „unmittelbar bevorsteht“. Das wurde prompt in allen NATO-Ländern von US/NATO-Sprechpuppen nachgegeifert, die offensichtlich darin wetteiferten, wer die meiste Hysterie und Hetze gegen Russland schüren konnte. Von seriöser Berichterstattung hat man sich inzwischen Lichtjahre entfernt.
Davon zeigt auch der Umgang mit den inzwischen berühmten Satellitenbildern als Beweise für den angeblichen Aufmarsch von 100.000 russischen Soldaten in Grenznähe zur Ukraine. Bei den in den Medien präsentierten Aufnahmen der angeblichen, russischen Truppenkonzentration an der ukrainischen Grenze fiel auf, dass es sich immer nur um ein und dieselbe Satellitenaufnahme handelte, wobei mal das Gesamtbild oder vergrößerte Ausschnitte daraus gezeigt wurden. Damit sollte wohl der Eindruck vermittelt werden, dass es sich um unterschiedliche Orte handelte.

Bei einer ersten Internet-Medien-Recherche mit „Google-Bilder“ zeigt es sich, dass egal in welchem NATO-Land man sich bewegte, die Medien, von ZDF über BBC, The Guardian, die Washington Post, El Pais, Le Monde, etc. alle hatten dasselbe Satellitenbild gezeigt. Alles ging als nur auf ein einziges Bild zurück. Aber woher kam es?

Eine zweite Recherche zeigte, dass das Foto von der privaten Firma MAXAR Technologies stammte, mit der Washington schon öfters für propagandistische Medienkampagnen zusammengearbeitet hatte. Auf der Original MAXAR-Satellitenaufnahme wird auch der Name des russischen Ortes genannt, von dem die Aufnahme gemacht wurde. Der Ort heißt „Yelnya“ auf Englisch oder Jelnja auf Deutsch.

Keine einzige Redaktion der selbst-ernannten deutschen „Qualitätsmedien“ hat sich die kleine Mühe gemacht, um herauszufinden, wo genau dieser Ort mit der ominösen russischen Truppenkonzentration an der Grenze zur Ukraine auf der Landkarte liegt.
Eine Recherche von wenigen Minuten hätte zu Tage gefördert, dass es sich bei Jelnja um einen Ort im Oblast Smolensk handelt. Der Ort hat nicht nur 10.000 Zivilisten, sondern auch viele Soldaten sind dort stationiert, denn Jelnja ist laut der militärpolitischen, britischen Denkfabrik „Center for Strategic and International Studies (CSIS)” Standort der „41ten russischen Armee mit kombinierten Waffen.“

Am Standort einer ganzen „Kombinierten Waffen-Armee“ gibt es natürlich viele Panzer und anderes schweres Kriegsgerät. Aber warum steht das ganze Gerät mitten in der Pampa? Und wenn das ein Armee-Standort ist, wo sind dann die Unterkünfte der Soldaten? Die kann man auf Google-Maps gut erkennen. Die Unterkünfte der Soldaten bestehen aus einem großen Wohnviertel mit Supermärkten, Schule und Kindergarten, 500 Meter Luftlinie von dem geparkten Kriegsgerät entfernt. Aber die Satellitenaufnahme von MAXAR ist so geschickt gemacht, dass man nur das Kriegsgerät auf freiem Feld sieht. Dadurch wird der Eindruck vermittelt, dass das auf freiem Feld in der Nähe zur ukrainischen Grenze steht.

Tatsache ist aber, dass die russischen Soldaten, die diese eindrucksvolle Militärmaschinerie bedienen, nicht in kalten Zelten dicht an der ukrainischen Grenze biwakieren und ungeduldig auf den Befehl zum loszuschlagen warten, sondern sie schlafen bequem in ihren warmen Betten zu Hause an ihrem Standort Jelnja, mit Frau und Kindern.

Aber wie nahe liegt nun Jelnja zur Grenze der Ukraine, oder wie weit ist es von Moskau weg? Auch da hätte Google-Maps schnell Auskunft erteilt, wenn man gewollt hätte. Tatsächlich liegt Jelnja auf halbem Weg zwischen Moskau und dem am nächsten liegenden Grenzübergang zur Ukraine: Bryanskaya Tamozhnya.

Von Jelnja bis Moskau-Zentrum sind es 366 Km und etwa weniger als 5 Stunden PKW-Fahrzeit. Und von Jelnja bis zur ukrainischen Grenze sind es knapp über 300 Km, was im PKW etwas mehr als 4 Stunden dauert, aber für Konvois mit schwerem Militärgerät sehr viel länger.

Was lehrt und das? Die hysterischen Berichte über den russischen Militäraufmarsch an der ukrainischen Grenze sind frei erfunden. Die Satellitenaufnahmen sind so manipuliert, dass man nicht erkennen kann, dass die Panzer und das andere schwere Gerät ihren Parkplatz an der Kaserne am Armee-Standort nicht verlassen haben.

 

Nein_zur_Nato_DDR1957Es bedarf in der Tat viel Fantasie und eine hohe kriminelle Energie der US-Kriegstreiber und ihrer Anhänger in der NATO, um aus dem über 300 Km von der ukrainischen Grenze entfernten, langjährigen russischen Armeestandort Jelnja, eine vorgeschobene und unmittelbare Bedrohung der Ukraine zu machen. Das funktioniert nur, wenn die so genannte „Vierte Gewalt“, nämlich die Medien, in ihrer Aufgabe total versagt haben. Statt kritisch zu hinterfragen, sind sie nur noch das Propaganda-Megafon für die Expansionsgelüste der transatlantischen Eliten.

Auch die Öffentlich-Rechtlichen haben diesbezüglich Medienschrott niedrigster Qualität fabriziert. Sie haben sich entweder wissentlich oder aus Dummheit an diesem offensichtlich straff koordinierten Betrug der US/NATO-Experten für psychologische Kriegsführung beteiligt. Ob aus Dummheit oder Absicht ist eigentlich egal, denn in einer Demokratie wären die Verantwortlichen für einen derart gefährlichen Nachrichtenschrott in keiner öffentlich-rechtlichen Redaktion eine Minute länger tragbar. In unserer durch Korruption und Vetternwirtschaft verfilzten Demokratur dagegen regt sich niemanden mehr über sowas auf. *)

Der_SpeichelAn dieser Stelle ist es angebracht, an einen Leserbrief zu erinnern, den der Hamburger Publizist Paul Sethe am 5. März 1965, also vor 55 Jahren schon, an das Magazin DER SPIEGEL geschickt hat. Darin ging es darum, wie die zunehmende Konzentration in der deutschen Presse auch die innere Pressefreiheit berührt. In dem Brief von Sethe heißt es: „Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten. Frei ist, wer reich ist. Das Verhängnis besteht darin, dass die Besitzer der Zeitungen den Redakteuren immer weniger Freiheit lassen, dass sie ihnen immer mehr ihren Willen aufzwingen.“

Inzwischen ist die Konzentration nicht nur in der deutschen Medienlandschaft noch sehr viel weiter fortgeschritten. Heute sind es Mega-Finanzkonzerne wie BlackRock, die nicht nur Banken- und Industriekonzerne, sondern auch Regierungen ganzer Länder unter ihrer Kontrolle haben, was selbstredend auch für die großen Medienkonzerne gilt.
„Die Pressefreiheit“ war früher schon nichts anders als ein schönes Phantasiegebilde, von dem man träumen konnte. Heute muss man blind und sehr dumm sein, um auch nur noch davon zu träumen.

Um nicht unbewusst Opfer der Meinungsmanipulation der transatlantischen Eliten in unseren gleichgeschalteten Medien zu werden, sollten wir immer wieder unsere Sicht auf die reale Welt kritisch überprüfen und auch nicht davor zurückschrecken, alte Dogmen auf den Prüfstein zu stellen. Angesichts des Meinungsmonopols der etablierten Eliten und ihrer Parteien könnte dabei eine Methode des zivilen Widerstandes auf der Zeit der NAZI-Diktatur helfen, nämlich jeden Tag im stillen Kämmerlein einen „Feindsender“ hören. Früher war das BBC oder Radio Moskau gewesen. Heute kann man BBC vergessen. Dafür sind die russischen Nachrichtensender RT-Deutsch, RT-International auf Englisch und SNA/Sputnik (deutschsprachig) umso attraktiver.

Sergej_J_NetschajewNur wenn man die Gegenseite hört, kann man Auslassungen und Lügen der eigenen Seite erkennen und dagegenhalten. In diesem Sinn folgen hiernach einige Auszüge aus einem Interview, das die online-Zeitung „Deutsche Wirtschaftsnachrichten“ Anfang dieser Woche mit dem russischen Botschafter in Berlin, Sergej J. Netschajew, geführt hat. Der Titel lautet: “Die Deutschen werden gezwungen, auf vertrauensvolle Beziehungen mit Russland zu verzichten”. In dem Interview geht es unter anderem um den Ukraine-Konflikt, Nord Stream 2 sowie die deutschen Boykottmaßnahmen gegen den RT-Deutsch.

Botschafter Sergej J. Netschajew: Der Wunsch nach einer Lösung des inneren Konflikts im Osten der Ukraine muss uns nicht trennen, sondern verbinden. Es gibt einen eindeutigen Aktionsplan, der im Minsker Maßnahmenpaket festgeschrieben ist und im UNO-Sicherheitsrat gebilligt wurde. Es gilt, diesen strikt und konsequent umzusetzen. Die Versuche des Westens, Russland als Partei im innerukrainischen Konflikt darzustellen und für Kiews abenteuerliche Politik und die verheerenden Folgen des verfassungswidrigen Staatsstreichs 2014 verantwortlich zu machen, sind kontraproduktiv. Bei den Konfliktparteien handelt es sich um Kiew, Donezk und Lugansk. Die Letzteren sind bloß daran „schuld“, den Putsch und die antirussischen Parolen vom Maidan nicht unterstützt zu haben. Deshalb wurden sie von der neuen Kiewer Regierung zu „Terroristen“ erklärt. Der Westen bevorzugte es damals, sich auszuschweigen und den Umsturz und die darauf folgenden Verbrechen der Nationalisten zu übersehen.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten:Könnte Deutschland im Ukraine-Konflikt vermitteln?

Botschafter Sergej J. Netschajew: Deutschland und Frankreich sind neben Russland Vermittler im Normandie-Format. Wir hoffen, dass sie aktiver auf die Kiewer Regierung einwirken werden, damit diese die eigenen Verpflichtungen erfüllt. Bislang zeitigt diese Mühe keine sichtbaren Ergebnisse. Kiew stellt sich demonstrativ gegen die Umsetzung der Minsker Abkommen und erklärt öffentlich, dass man keine Absicht habe, diese zu erfüllen und dass diese nur dafür gut seien, die Russland-Sanktionen möglichst lange zu erhalten. Berlin und Paris gehen aus unserer Sicht zu tolerant mit der Willkür der ukrainischen Regierung um, die sich gravierendste Verletzungen von Rechten und Freiheiten der russischsprachigen BürgerInnen des Landes, Schließung von oppositionellen Fernsehsendern, Verfolgung der Andersdenkenden etc. erlaubt.

Leider bieten die Deutsche Wirtschaftsnachrichten das Interview nur hinter einer Bezahlschranke an. Wer das ganze Interview lesen möchte, findet es auf der Webseite der russischen Botschaft. Der entsprechende Internet-Link befindet sich hier anklickbar.
https://russische-botschaft.ru/de/2022/02/07/interview-des-russischen-botschafters-in-deutschland-sergej-j-netschajew-der-internet-plattform-deutsche-wirtschaftsnachrichten/

Zum Schluss möchte der Autor auf einen aktuellen Artikel von Willy Wimmer über den weitreichenden Einfluss verweisen, den die mordenden Gruppen von ukrainischen Faschisten auf Politik und Militär ihres Landes haben: https://www.nachdenkseiten.de/?p=80606

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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*: Siehe dazu Thomas Röper, "Abhängig beschäftigt"
Mein Kommentar: Darüber, dass die Kiewer Regierung das Minsker Abkommen ständig verletzt bzw. noch gar nicht ratifiziert hat, fehlt in den deutschen Leim-Medien jedes Wort.
Über Kommentare auf meinem Blog hier würde ich mich freuen.

Jochen

Rieser Friedensbote Nr.4 – März 2016

Rieser_Friedenstaube

Mitteilungen der DFG-VK Nordschwaben

EU und Türkei einigen sich auf Flüchtlingsabkommen

Super, jetzt kann es richtig losgehen. Beide Teile, die EU und die Türkei werden alle Vereinbarungen einhalten. Jetzt ist die Flüchtlingskrise vorüber. Und weil die Türkei so artig ist, bekommt sie ein Bonbon und die Beitrittsverhandlungen gehen in die nächste Runde. Über die Zusammenarbeit der Türkei mit dem IS redet man nicht, denn das ist eine andere Geschichte.  Aus www.contra-magazin.com

Die EU und die Türkei haben sich auf ein Flücht­lingsabkommen verständigt. Das teilte EU-Rats­präsi­dent Tusk am Freitag nach den zweitägigen Beratun­gen in Brüssel mit. Die EU-Staaten und die Türkei hätten das vorgelegte Maßnahmenpaket „einstimmig“ angenommen. Auch die Bedenken Zyperns seien geklärt worden, so Tusk. Erdogan_MerkelDemnach soll die Türkei bereits ab Sonntag in Griechenland illegal einreisende Flüchtlinge zurücknehmen. Im Gegenzug will die EU Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen. Die Türkei be­kommt dafür finanzielle Hilfen in Milliardenhöhe und Visa-Erleichterungen. Der bisherige Visazwang für türkische Bürger soll ab Juni „unter Auflagen“ gelockert und ein neues Kapitel in den Beitrittsverhandlungen zwischen der Türkei und der EU eröffnet werden. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu zeigte sich am Freitag im Brüssel zuversichtlich, die Auflagen bis zum Sommer zu erfüllen.

Mein Kommentar: amnesty international nennt das Abkommen unmoralisch und illegal. Der zugrun­de­liegende Plan ist von European Stability Initiative be­reits im Oktober 2015 ausgearbeitet worden, of­fen­bar auch parallel dazu mit einer stategischen Medien­initia­tive, die den Termin der Land­tags­wah­len in Deutsch­land einge­schlos­sen hat, um Merkel dabei zu unter­stützen. ESIDie ESI wird von zahlrei­chen europäischen und amerikanischen Regierungen, CIA-nahen NGOs und Think Tanks, wie beispielsweise der Stiftung Mercator, George Soros´ Open Society Institute, dem Rockefeller Brothers Fund und dem German Marshall Funds finanziert: http://www.esiweb.org/index.php?lang=en&id=156&document_ID=170

Daher muss man hier Fragen stellen:

  • Wer hat den Plan beauftragt?
  • Wer hat das ESI für diese Arbeit be­zahlt?
  • Ist die Bundesregierung nicht auch der Meinung, dass eine In­teressenkollision vorliegt, wenn sie sich Konzepte von einem Think Tank erarbeiten lässt, der auch von amerikanischen Interessengruppen finanziert wird?
  • Meint die Bundesregierung, dass es der demokratischen Praxis entspricht, bei derartig weitreichenden Weichenstellungen nicht nur den Bundestag, sondern auch die deutsche Öffentlichkeit an der Nase herumzuführen?

Und natürlich darf hier auch die obligatorische Frage nicht fehlen:

Warum liest, hört und sieht man davon nichts in unseren Qualitätsmedien?

„Sultan vom Bosporus“  – Baut Erdogan die Türkei zu einem osmanischen Sultanat um?

Präsident Erdogan ist ein großer Anhänger des Osmanischen Reiches und träumt davon, die Türkei wieder zu jenem glanzvollen Imperium auszubauen, welches in früherer Zeit von Osteuropa über den Schwarzmeerraum bis nach Persien reichte und sich im Süden auf die arabische Halbinsel und Ägypten erstreckte. Auch vertritt der Anhänger der Muslim-Bruderschaft eine konservativ-islamische Ideologie, welche den seit Atatürk geltenden Laizismus im Land schrittweise wieder aufheben möchte. Dies ist eine Mischung, die zusammen mit seiner starken Persönlichkeit darauf hinweist, dass der politische Weg der Türkei wieder hin zu einem Sultanat gehen soll. Deshalb hat er auch dem IS den Weg gebahnt und bombardiert andererseits die Kurden.

Wie wenig Erdogan von den republikanischen Grundmauern der modernen Türkei hält, zeigt sich in jüngster Zeit auch im Umgang mit der Meinungs- und Pressefreiheit, sowie mit dem Verfassungsgericht des Landes. Als dieses die Freilassung zweier inhaftierter „Cumhuriyet“-Journalisten anordnete, sagte er, er hoffe, dass das Verfassungsgericht keine Entscheidungen mehr treffe, „mit denen die Frage nach seiner Existenz und Rechtmäßigkeit gestellt wird“. Eine klare Drohung gegenüber den türkischen Verfassungshütern – entweder sie entscheiden in Zukunft so wie er es will, oder es gibt Konsequenzen. Denn die Richter hätten „gegen Land und Volk“ geurteilt.

Dazu passt auch, dass oppositionelle und/oder kritische Medien schrittweise unter staatliche Kontrolle gebracht werden. Die Zeitung „Zaman“ des Erdogan-Gegners Fetullah Gülen ist hierbei nur einer der jüngsten Schritte nach der Attacke auf die Zeitung „Cumhuriyet“. Erdogan weiß genau, dass eine Gleichschaltung der Medien propagandistisch unabdingbar ist, wenn er die Opposition im Land dauerhaft kleinhalten möchte.

Zum Thema Meinungsmache haben wir Albrecht Müller von den NachDenkSeiten am 19.2.16 nach Nördlingen einladen können. Über 100 hörten zu:

A_MuellerDer gelernte Volkswirt Albrecht Müller, der schon in den 60er Jahren für den damaligen Wirtschafts­minister der ersten GroKo, Karl Schiller, Reden schrieb, der danach unter den Kanzlern Brandt und Schmidt Chef des SPD-Planungsstabs wurde und schließlich für 2 Perioden als Abge­ordneter im Bundestag arbeitete, gründete angesichts der ihm immer deutlicher werdenden Manipulationswirkung der Medien 2003 seine ausgesprochen erfolgreiche und von sehr vielen Internetnutzern geschätzten, täglich neuen www.Nach­denk­seiten.de  als ein Mittel einer unerläßlichen Gegenöffent-lichkeit. Er erläuterte an zahlreichen aktuellen Beispielen, wie z.B. die Fi­nanzkrise, Griechenland, der Konflikt um die Ukraine, Syrien, die Flücht­linge und das Verhältnis zu Rußland viel zu häufig reichlich einseitig in den Medien behan­delt wurden und werden. Auch Kriege, so zeigte er,  werden heute gezielt durch Stimmungsmache und sogar Lügen vorbe­reitet. Wenn Paul Sethe von der FAZ vor Jahrzehnten noch sagen konnte, die Presse­freiheit sei bei uns die Freiheit von ca. 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu sagen, sei diese Zahl inzwischen auf eine Handvoll von superreichen Familien ge­schrumpft, die über viel zu viele  Medien in Schrift, Bild und Ton herrschten und die sich deshalb – für ihn kaum überra­schend – nicht durch große Meinungsvielfalt auszeichneten.

 Mahnwache gegen den ersten AfD-„Stammtisch“ in Nördlingen am 17.2.16

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Spontane Kundgebung der DFG zum Volkstrauertag 2015 in Nördlingen

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Mit 2 Transparenten erinnerten 3 Aktive der DFG-VK zur offiziellen Gedenkfeier um 10:30 Uhr auf dem Nördlinger Marktplatz stumm an die Ursachen vielfältiger Trauer. Während die Lokalpresse das Ereignis geflissentlich ignorierte, wurde unser Sprecher Bernhard Kusche von dem anwesenden Polizeibeamten und einer Zivilbeamtin zur Erfassung seiner Personalien abgeführt, da er sich an einer „unangemeldeten Demonstration“ beteiligt habe. Wir fragen uns, zu welchem Zweck auf einer solchen Veranstaltung eine Zivilbeamtin eingesetzt werden muss. 

Weitere Termine 2016

Sa 26.03.

11:30

Nein_zum_KriegOstermarsch auf dem Königsplatz in Augsburg, unterstützt von der DFG-VK Augsburg und Nordschwaben  
Mo 28.03.

10:20

Ostermarsch nach Schrobenhausen zur Rüstungsfirma MBDA führt (11,4 km Fußmarsch). Wir fahren mit dem Zug (Bayern­tickets) nach Schrobenhausen und treffen uns um 10:20 Uhr am Augsburger Hauptbahnhof.  
Mo- Fr 11.04.-15.04. Friedenspolitische Info-Woche an den Nördlinger Berufs­schulen – wir machen das Kontrastprogramm zu einer Werbeveranstaltung der Bundeswehr für Berufsschüler  
Di 5.04.

19:00

Königsbronner Friedensgespräche, Alte Hammerschmiede, Königsbronn

Auf dem Podium: Agnieszka Brugger (MdB, Bündnis90 / Die Grünen), Tobias Pflüger (Die Linke) und Roland Hamm (IGM). Musik von „Dieter&Dieter

 
Sa 9.04.

12:00

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Demonstration und Kundgebung, Start am Bahnhof Königsbronn, Georg-Elser-Denkmal

 
Juni   Ukraine – der vergessene Konflikt

– Gernot Lennert, DFG-VK Hessen, Nördlingen – Ort u. genauer Termin werden noch bekannt gegeben

September   Krisenregion Mittlerer und Naher Osten

Clemens Ronnefeldt, Internationaler Versöhnungsbund – Nördlingen – Ort u. genauer Termin werden noch bekannt gegeben

Do 13.10.

19:30

Religion und Friedensbewegung

– Dr. Markus Weingardt, Stiftung Weltethos – Nördlingen

Do 1.12.

19:30

Syrien und die politische Verstrickungen des Westens

Andreas Zumach, Korrespondent der taz – Nördlingen

Die DFG-VK Gruppe Nordschwaben trifft sich jeden 3.Dienstag im Monat 19:30 Uhr im Nördlinger Hotel „Zur goldenen Rose“, Baldinger Straße

Kontakt u.KDV-Beratung:Bernhard Kusche, 86754 Munningen, 09082/90056