Nette Hinweise im Neuen Deutschland:
http://www.neues-deutschland.de/artikel/923612.wie-man-die-nsa-austrickst.html
Auszüge:
Von Fabian Köhler: Tausende Kryptologen und Milliarden Dollar bietet die NSA auf, um auch noch den letzten Winkel der Welt auszuspionieren.
Allmächtig ist der Geheimdienst dennoch nicht: Zum »Safer Internet Day« haben wir acht einfache Tipps aufgeschrieben, um der NSA zu entkommen.
Fremdgehen
Auch nach fast einem Jahr voller Snowden-Enthüllungen bleibt eines der ersten Leaks das erschreckendste: XKeyscore [1]heißt das Programm, mit dem die NSA so ziemlich jede Spur auswerten kann, die Menschen im Netz hinterlassen. Aus dem Surfverhalten generiert das Programm einen digitalen Fingerabdruck, anhand dessen die NSA Sie an jedem Rechner der Welt wiederkennen kann.
Datenlieferanten sind vor allem US-Unternehmen: Alles, was Sie bei Skype oder Facebook eintippen, wird live von NSA-Rechnern ausgewertet.
Von jeder Google-, Hotmail- und Yahoo-Mail erhält die NSA ein Kopie. Deshalb: Verabschieden Sie sich von Ihren amerikanischen Begleitern.
Eine datenschutzfreundliche Alternative zur Google-Suche ist Startpage. Wie Sie Ihre Suchmaschine ändern, erfahren Sie hier[2]; wie Sie Ihr Google-Konto löschen hier[3]. E-Mail-Anbieter ohne automatische NSA-Weiterleitung sind RiseUp oder Posteo. Mehr dazu, gibt es hier [4]zu lesen. Sicher und verschlüsselt chatten können sie mit Jabber[5].
Anmerkung: Gut ist auch die Suchmaschine www.metager.de. Langsam, anpassbar und gründlich.
Erweitern
Nicht nur die NSA, auch unzählige private Unternehmen interessieren sich für Ihre Daten. Vom Besuch auf der Website des »nd« erfährt zum Beispiel nicht nur die Redaktion, sondern auch ein US-Marktforschungsunternehmen, ein britischer Anbieter für Online-Marketing und der Internet-Provider 1&1.
»AdBlock[6]« heißt eine der Browser-Erweiterungen die Werbebanner, Facebook- und Twitter-Buttons deaktiviert und damit den Kreis der Datenempfänger maßgeblich einschränkt. Zusätzlich befreit es von nervigen Werbeeinblendungen.
»HTTPS Everywhere[7]« verschlüsselt die Kommunikation zwischen Nutzer und Website und stellt damit einigermaßen sicher, dass nicht jeder mit Zugang zu einer Glasfaserleitung Ihre Daten mitliest. Und die Browser-Erweiterung »NoScript[8]« deaktiviert notorische Sicherheitsmuffel wie JavaScript und Adobe Flash.
Anmerkung: Adblock Plus spart eine Menge Ladezeit, weil die ganzen Filmchen und Gimmicks ausgeblendet werden.
Verschlüsseln
Zuerst die schlechte Nachricht: Auch ein vertrauenswürdiger E-Mail-Anbieter verhindert nicht, dass der NSA-Rüssel an den Glasfaserleitungen dieser Welt hängt.
Die gute Nachricht jedoch: Auch für einen Multimilliarden-Geheimdienst mit tausenden Kryptologen im Keller gelten dieselben mathematischen Prinzipien wie für den nerdigen Hacker im abgedunkelten Kinderzimmer.
»Verschlüsselung funktioniert auch nach der NSA«, sagt der weltweit bekannteste Kryptologe, Bruce Schneier.
Und kompliziert ist sie auch nicht: Alles, was sie brauchen, ist ein E-Mail-Client wie Thunderbird und 15 Minuten Zeit. Was Sie genau machen müssen, erfahren Sie hier[9].
Nur bei dem größten Problem kann Ihnen keiner helfen: Ihre Freunde und Kollegen überzeugen, es Ihnen gleich zutun. Denn Verschlüsselung funktioniert nur zu zweit.
Auspacken
Der IT-Gigant Microsoft, die Chiphersteller AMD und Intel und sogar der Spezialist für Verschlüsselungstechnik RSA: Mehrere NSA-Leaks scheinen zu belegen, wovor Netzaktivisten seit Jahren warnen.
Auf Druck der NSA bauen Unternehmen bewusst Sicherheitslücken in Ihre Produkte ein.
Schutz davor liefern nur Unternehmen, die den Programmcode der Produkte komplett öffentlich und damit für jedermann nachprüfbar machen. »Open Source« nennt sich diese noch recht kleine Nische in der IT-Welt, die dennoch für fast jede gängige Software eine Alternative zu bieten hat: LibreOffice [10]statt MSOffice. Mozilla Firefox[11] statt Internet Explorer. Thunderbird [12]statt Outlook. Gimp [13]statt Photoshop. VLC [14]statt Windows-MediaPlayer. Ubuntu [15]statt Windows. Selbst an »offener« Hardware basteln Entwickler. Wirklich alltagstauglich ist allerdings bisher kaum eine.
Anmerkung: Mozilla FireFox und Thunderbird zusammen kann man als SeaMonkey installieren: http://www.seamonkey.at/ VLC ist auf jeden Fall empfehlenswert.
[2020:] Alle diese Programme sind mittlerweile ausgereift, Ubuntu und FireFox weit verbreitet und machen den Microsoft-Produkten Konkurrenz.
Verstecken
Es ist einer der wenigen positiven Sätze aus den NSA-Leaks. Noch positiver ist, dass das Eingeständnis vom scheinbar allmächtigen Geheimdienst selbst stammt: Die NSA werde es »niemals schaffen, alle Tor-User zu enthüllen«, allenfalls ein »sehr kleiner Bruchteil der Nutzer« sei im Bereich des Möglichen.
Das »Tor«, vor dem selbst die NSA relativ machtlos steht, ist ein kleines Programm, mit dem Sie Ihr komplettes Surfverhalten anonymisieren können. Das Programm leitet dazu Ihre Daten über eine zufällige Reihe anderer Rechner, von denen jeder jeweils nur das letzte und nächste Glied in der Kette kennt.
Ägyptische Demonstranten nutzen das Programm deshalb ebenso erfolgreich wie chinesische Dissidenten oder indische Drogenhändler. Googlen, ähm startpagen Sie einfach nach »Tor Browser Bundle[16]«, der Rest erklärt sich von allein. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, wie Tor funktioniert und worauf Sie beim Surfen mit Tor achten müssen, klicken Sie hier[17].
Anmerkung: TOR ist zwar genial, aber in dr Installation doch nicht so einfach und macht mit Windows 7 eigenartige Störungen, denen ich nicht auf den Grund gegangen bin.
Wegwerfen
Ob jemenitische Hochzeitsgesellschaften, Anti-Nazi-Demonstranten in Dresden oder die Kanzlerin: Immer wieder müssen Menschen schmerzhaft erfahren, dass Handys aus Sicht staatlicher Behörden nichts anderes sind als Peilsender mit integrierter Abhörfunktion.
Verhindern lässt sich dies zwar nicht, aber auch mobil kann man das Maß der Überwachung zumindest reduzieren.
Sollte sich irgendwo auf Ihrem Smartphone ein Apfel-Logo befinden, hilft leider nur die Entsorgung.
Besitzer von Android-Smartphones können Ihr Google-Betriebsystem durch die Open-Source-Variante Cyanogenmod [18]ersetzen und erhalten damit einen Großteil der Kontrolle über den Datenverkehr des Handy zurück.
»K9-Mail« hilft beim Verschlüsseln von E-Mails und die App »Redphone[19]« hätte auch der Kanzlerin geholfen: Sie verschlüsselt Telefongespräche.
Dasselbe schafft auch »SilentCircle[20]« und verschlüsselt zudem auch noch Video-Telefonie. Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, wie Sie ihr Android »befreien« können, klicken Sie hier.
Anmerkung: Bei Apple kann man noch nicht mal den Akku rausnehmen, um sicher zu gehen.
Aber man kann es in Alu-Folie einwickeln !
Ich benütze kein Smartphone. brauch ich nicht, zum Telefonieren und SMS reicht ein altes Siemens, das nicht gekapert werden kann, weil es zu blöd ist..
Stecker ziehen
Manipulierte PC-Hardware, Angriffe mit Radiowellen, gefälschte Webseiten: Allein die bisher enthüllten Techniken der NSA scheinen endlos.
Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass die NSA ihre digitalen Zielfahnder ausgerechnet auf Sie loslässt (es sei denn, die IP-Adresse Ihres Laptops weist auf ein Ausbildungslager in afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet), gehen Sie doch einfach mal offline.
Vertrauliche Dokumente lassen sich auch auf einem Zweitrechner ohne Internetanschluss bearbeiten. Nicht jede E-Mail muss online archiviert, sondern kann auch gelöscht werden.
Sammlung von Urlaubsbildern müssen nicht via »Cloud« an die Verwandten geschickt werden, ein antiquierter USB-Stick tut es auch.
Und anstelle eines Skype-Chats freut sich der Geschäftspartner sicherlich auch einmal über eine Einladung zum Kaffee.
Zurückschlagen
Auch wenn die Äußerungen deutscher Regierungspolitiker nicht den Eindruck machen: Zu allererst sollten nicht die Codes von Verschlüsselungstools, sondern die Zeilen des Grundgesetzes den Schutz der Privatsphäre garantieren.
Doch bisher fanden sich auch auf deutschen Straßen allenfalls ein paar Hundert Demonstranten, um dieses Recht einzufordern.
Eine neue Gelegenheit gibt es: am »Day We Fight Back[21]« gehen Menschen von Dänemark bis Costa Rica auf die Straße, in Deutschland bisher leider nur in Karlsruhe. Weniger subversiv, dafür weitaus zahlreicher sind die Veranstaltungen zum jährlichen EU-»Safer Internet Day[22]«.
Links:
- http://www.neues-deutschland.de/artikel/829091.das-werkzeug-des-grossen-bruders.html
- http://www.neues-deutschland.de/artikel/827908.hilfreiche-tunesier-und-hollaender.html
- http://www.neues-deutschland.de/artikel/827910.ey-guck-mal-oder-wie-man-sein-google-konto-loescht.html
- http://www.neues-deutschland.de/artikel/829462.zuhause-ist-es-am-schoensten.html
- http://www.jabber.de/was-ist-jabber/
- https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/adblock-plus/
- https://www.eff.org/https-everywhere
- https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/noscript/
- http://www.neues-deutschland.de/artikel/836638.nsa-frei-in-zehn-minuten.html
- http://de.libreoffice.org/
- https://www.mozilla.org/de/firefox/new/
- https://www.mozilla.org/de/thunderbird/
- http://www.gimp.org/
- https://www.videolan.org/vlc/
- http://www.ubuntu.com/
- https://www.torproject.org/projects/torbrowser.html.en
- http://www.neues-deutschland.de/artikel/838047.mit-tor-anonym-durchs-internet.html
- http://www.cyanogenmod.org/
- https://whispersystems.org/
- https://silentcircle.com/?lang=de
- https://thedaywefightback.org/
- http://www.klicksafe.de/ueber-klicksafe/safer-internet-day/
Hier bitte Eure Kommentare und sachdienlichen Ratschläge einbringen !
Jochen